Der Bücherskorpion und sein Nutzen auf die Gesundheit der Bienenpopulation

Durch den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, aber auch durch die Varroa-Milben (Varroa Destructor) hat die Belastung für die Bienenvölker in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen. Auch der Einsatz von organischen Säuren gegen Varroa-Milben erhöht den Druck auf die Bienen, weshalb viele Imker und andere Bienenfreunde auf der Suche nach einer biologischen Alternative sind. Hier könnte der Bücherskorpion eine bedeutende Rolle zukommen.

Der gefährlichste Feind der Biene – Die Varroa Milbe

Varroa-Milben sind winzige rotbraune Parasiten von Honigbienen, die nicht in ihre Wirte selbst eindringen, sondern diese von außen befallen. Obwohl Varroa-Milben sich von erwachsenen Honigbienen ernähren und auf ihnen leben können, ernähren und vermehren sie sich hauptsächlich von Larven und Puppen in der sich entwickelnden Brut und verursachen Missbildungen und Schwächung der Honigbienen sowie die Übertragung zahlreicher Viren. Dieser Parasit gilt als einer der Hauptgründe für das aktuelle Phänomen des Bienensterbens und laut dem Deutschen Bienen Monitoring (DeBiM) für das Absterben von 10-15% der Bienenvölker pro Jahr verantwortlich zu machen. Auch wenn Bienenvölker in der Anfangsphase eines Befalls kaum Symptome zeigen und daher für den Laien oft unbemerkt bleiben kann ein Befall sich über 3-4 Jahre aufbauen und lässt ein Bienenvolk zurück, dass körperliche Beeinträchtigungen, wie ein beeinträchtigtes Flugverhalten, verkrüppelte Gliedmaßen, verringerte Leistungsfähigkeit und verkürzte Lebensspanne aufweist. Besonders tückisch hierbei ist, dass die Varroa-Milbe die Fettkörper der Bienen befällt, die, in Analogie zu der Leber bei den Menschen, für die Entgiftung des Bienenkörpers zuständig sind. Dies hat zur Folge, dass die Biene weniger in der Lage ist körperfremde Schadstoffe zu entgiften und Pestizide und ähnliche eingesetzte Stoffe, die der Biene eigentlich helfen sollen den Milbenbefall loszuwerden, den Bienen mehr schaden als nutzen können. [[1], [2], [3]]

Der beste Freund der Biene – Der Bücherskorpion

Dem Bücherskorpion (Chelifer cancroides) kann hier eine bedeutende Entlastung des Bienenvolks bieten. Die kleinen Pseudoskorpione werden zwischen 2,5 und 4,5 mm groß, sind für Menschen ungefährlich und Leben mit Bienen in einer friedlichen Symbiose zu beiderseitigem Vorteil. Besonders Torben Schiffer, ein Biologe aus Hamburg, hat sich in den letzten 15 Jahren intensiv mit dem Effekt des Bücherskorpions auf den Varroa-Milben befall in Bienenvölkern befasst. Seinen Studien ging voraus, dass Bücherskorpione in allen Wildlebenden Bienenvölkern weltweit anzutreffen sind. Erst mit der Einführung von Bienenstöckern aus gesägtem und damit glattem Holz oder später Styroporbauten verschwand jeder Raum im Bienenstock, in den sich die Bücherskorpione hätten zurückziehen oder einnisten können. Solange die Bienen in Strohkörben oder Stöckern aus grobem Holz gehalten wurden, war dies noch möglich. Die Art der Bienenstöcke, die verwendet werden, ist also entscheidend für die Fähigkeit, mit den Bücherskorpionen zu arbeiten.

 

Gelingt es den Pseudoskorpionen, sich in den Bienenstöcken anzusiedeln, machen sie Jagd auf Varroa-Milben und andere Beutetiere und stechen, vergiften und saugen sie aus. Jeder Pseudoskorpion kann ein bis neun Varroa-Milben pro Tag verzehren.

[1] https://www.br.de/wissen/bienen-varroamilbe-bienensterben-lithiumchlorid-100.html

[2] https://bienenmonitoring.uni-hohenheim.de/

[3] https://beeaware.org.au/archive-pest/varroa-mites/

 

Auch die empirische Forschung bestätigt den positiven Effekt von Bücherskorpionen auf die Gesundheit der Bienenpopulation und deren Vorzüge Gegenüber klassischen Pestiziden. 2017 führten Hans-Jürgen Ratsch et al. ein Experiment zu dem Thema durch. Um eine statistische Aussagekraft zu erreichen, wurden an 13 Standorten in der Region Hannover jeweils drei Bienenstöcke aufgestellt. Einer dieser Bienenstöcke bestand aus Holz und war mit 150 Bücherskorpionen ausgestattet, ein weiterer war ebenfalls aus Holz und der dritte war ein Standard-Styropor-Bienenstock. Um die Intensität des Varroa-Befalls der Bienenvölker zu messen, wurde wöchentlich zwischen der 22 und 52 Kalenderwoche die Anzahl der Milben erfasst, die von jedem Bienenstock auf eine dafür vorgesehene Schublade unterhalb des Bienenstocks fielen.

Der Bücherskorpion und sein Nutzen auf die Gesundheit der Bienenpopulation

Quelle: https://www.beeculture.com/wp-content/uploads/2018/08/chel3.png

 

Die Ergebnisse der Forschergruppe zeigen deutlich eine wesentlich geringere Belastung durch Varroa-Milben in den Bienenstöcken, die zusätzlich mit Bücherskorpionen ausgestattet wurden. Die Forscher waren der Meinung, dass geschlossen werden kann, dass das statistisch signifikante Ergebnis, dass der Varroa-Befall in den Bienenstöcken mit Bücherskorpionen geringer ist, weder ein Zufall noch ein Messfehler ist. [[1], [2], [3]]

[1] http://ujubee.com/?p=1104

[2] https://www.beeculture.com/chelifers-or-pseudoscorpions-as-varroa-control-agents/

[3] https://beenature-project.com/

 

 

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