Warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um sie einzusetzen – und was Du beachten solltest
Seit Jahrtausenden leben Honigbienen nicht allein. In ihrem natürlichen Lebensraum, der Baumhöhle, sind sie Teil eines komplexen Mikrosystems aus Mikrofauna – darunter ein besonders faszinierender Mitbewohner: der Bücherskorpion (Chelifer cancroides). Diese winzigen Spinnentiere zählen zu den ältesten Symbionten der Biene. Und sie könnten heute ein entscheidender Bestandteil einer chemiefreien, artgerechten Bienenhaltung sein.
Ein unterschätzter Nützling
Bücherskorpione sind in der Lage, eine Vielzahl von Schädlingen im Bienenstock zu jagen: darunter Wachsmottenlarven, Staubläuse, Gemüllmilben und insbesondere Varroamilben. Beobachtungen und Versuche zeigen, dass ein einziger Bücherskorpion bis zu neun Varroamilben pro Tag erlegen kann.
Was diesen Räuber besonders macht, ist sein Verhalten: Er bewegt sich gezielt entlang von Waben und Ritzen, orientiert sich über feinste Luftschwingungen – sogenannte Trichobotien – und jagt bevorzugt dort, wo sich die Milben aufhalten. Anders als chemische Mittel greift er dabei nicht in das Mikrobiom der Bienen ein und verursacht keine Belastung für die Brut.
Warum moderne Beuten oft ungeeignet sind
Trotz ihres Potenzials findet man Bücherskorpione heute kaum noch in Bienenstöcken. Der Grund liegt nicht in der Natur der Tiere, sondern in der Bauweise moderner Beuten. Materialien wie Styropor führen zur Desorientierung, fehlende Ritzen und glatte Oberflächen verhindern, dass sich die Tiere fortbewegen und nisten können. Auch das Mikroklima spielt eine Rolle: Zu hohe Feuchtigkeit, vor allem im Winter, schadet den Skorpionen ebenso wie der Einsatz von Chemikalien zur Varroabekämpfung.
Die artgerechte Haltung eines Biens – und damit auch die Rückkehr der Bücherskorpione – beginnt also bei der Wahl und Gestaltung der Beute. Wer naturnah arbeiten möchte, sollte sich am Aufbau einer Baumhöhle orientieren: mit dicken Wänden, kontrollierter Luftfeuchtigkeit und Rückzugsräumen für die Mikrofauna.
Jetzt ist die beste Zeit für Integration und Zucht
Der Frühling bietet ideale Bedingungen für die Ansiedlung und Zucht von Bücherskorpionen. Mit steigenden Temperaturen und zunehmender Brutaktivität finden die Tiere ausreichend Nahrung, Rückzugsorte lassen sich besser einrichten und auch die Paarungszeit beginnt. Besonders wichtig ist es, beim Einsatz auf eine angepasste Beutenumgebung zu achten – zum Beispiel auf kleine Hohlräume in Boden- oder Deckelbereichen, in denen die Tiere ihre Nester anlegen können.
Für Imkerinnen und Imker, die den Schritt wagen möchten, gibt es inzwischen erste Zuchtsets und lebende Tiere zur Integration in angepasste Systeme. Hinweise zur richtigen Handhabung, zur Zucht und zu geeigneten Beutenumbauten sind in der entsprechenden Fachliteratur detailliert beschrieben – unter anderem in der Handlungsanleitung für artgerechte Bienenhaltung mit Pseudoskorpionen von Torben Schiffer.
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Studienbasierte Perspektiven
Internationale Forschung – etwa aus Neuseeland, Indien und Südafrika – bestätigt das Potenzial von Pseudoskorpionen als natürliche Gegenspieler der Varroamilbe. Entscheidend ist dabei immer die Ökologie: Nur wenn das Habitat stimmt, können die Tiere langfristig überleben und wirken.
Ein Video, das die Jagdtechnik und Effektivität der Bücherskorpione zeigt, findest Du hier (Video)
Fazit
Die Wiederentdeckung des Bücherskorpions als natürlicher Verbündeter der Biene ist kein romantisches Ideal, sondern eine wissenschaftlich fundierte Perspektive für eine nachhaltige, artgerechte Imkerei. Wer sich heute auf den Weg macht, kann nicht nur seine Bienen stärken, sondern Teil eines grundlegenden Wandels im Umgang mit dem Bien werden.